Nun sitze ich hier…

an einem Tisch mit einem Stuhl in einem fast leerem Haus in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbrachte. Seit 19 Tagen bin ich hier. Soviel Zeit am Stück habe ich zu Papas Lebzeiten nach meinem Auszug selten hier verbracht. Im Nachhinein betrachtet so oder so zu wenig Zeit. Man merkt es ja immer erst hinterher was man hätte anders oder besser machen können, aber das ist ein anderes Thema das in eine andere Geschichte geschrieben gehört.


Nun sitze ich hier…
der Trockner trocknet, einige Schränke wollen noch gesichtet werden, Wäsche gewaschen und am liebsten auch verteilt werden. Am Anfang denkt man “alles weg, ich hänge da nicht dran” und dann stehst du da und die Erinnerungen überrollen dich. Du siehst dich als aufmüpfiges kurzhaariges Mädchen im Garten rumtollen und die Nachbarn nerven. Du erinnerst dich daran wie du dein Taschengeld aufstocken wolltest, um Reitstunden bezahlen zu können, indem du die sowieso nicht mehr genutzte Playmobilsammlung an die Nachbarskinder verkauft hast.
Und dann der Abend an dem du dich heimlich, als Papa dann schlafen ging, nochmal aus dem Haus geschlichen hast, um das Ende der Party, von der du um 22:00 zuhause sein solltest, noch mitzuerleben. Das Ende kam schnell mit einem gerissenen Band am rechten Fußgelenk weil du ausgerutscht bist beim Pogotanzen. Als Papa versucht hat deine leichte Fahne zu ignorieren und die Story die du ihm aufgetischt hast zu glauben.
Es war nicht immer einfach mit uns und es war auch nicht immer einfach mit dir. Aber das macht nichts.


nun sitze ich hier…
und noch immer habe ich das Gefühl nicht damit fertig zu werden Dinge, die andere noch gebrauchen können, auszusortieren weil ich es nicht gut finde es in die Tonne zu geben. Aber ich bin müde und überfordert. Es ist alles ein bisschen zuviel, ich fühle mich hilflos, obwohl ich von sovielen Seiten unterstützt werde. In diesen Momenten wünsche ich mir dass wir nicht angefangen hätte zu sortieren und zu verschenken, sondern dass irgendjemand hier reingegangen wäre und einfach alles weggeräumt hätte. Die Erinnerungen an Zuhause wären trotzdem geblieben, dafür wären die neuen Erinnerungen, die Gesichter der vielen Menschen die wir glücklich gemacht haben mit all dem das wir verschenkt haben, nicht dazu gekommen. Mit der Zeit und Energie die wir hier reingesteckt haben haben wir soviel Gutes getan, mit etwas bitterem Beigeschmack, das wir stolz auf uns sein können.

Papa wäre es auch gewesen!

  
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