FUSION während ich darüber nachdenke wie ich die vergangenen wochen sinnvoll in lesbare, nicht allzulange, häppchen aufteile denke ich daran letztens in der restrealität (im folgenden RR genannt) links zu sets von anja zaube und viperflo gesehen zu haben. eingelogged, stoße ich schnell, nachdem ich soundcloud über die genannten links aktiviert habe, auf all die fusions-stränge die ich mit großen interesse verfolge. ein willkommener anlass folgenden tagesaufgaben ein wenig nach hinten zu schieben, frei nach dem motto “was du heute kannst besorgen…”
- text für ein initiativ-bewerbungsrundschreiben formulieren
- text für eine anzeige “arbeit gesucht” in einschlägigen foren
- küche putzen
- ameisen aus dem haus vertreiben
- mich mental auf den zahnarztbesuch vorbereiten
bad boy – linke schulter – sagt: die fusion IST wichtig!
good girl – rechte schulter – sagt: du willst nur prokrastinieren
also amüsiere ich mich – weil beide recht haben – darüber, wie wahnsinnig manche menschen werden können, wenn es um dieses festival geht. wie wichtig es ist, ob man 3 oder 4 rollen klopapier mitnimmt, warum man zahnpasta mitnehmen sollte und ob es nun besser ist warme klamotten mitzuschleppen oder der wettergott es doch gut meint und ein t-shirt reicht. ob gemüsebrühe die bessere katermedizin ist, oder ravioli in der dose, auf einem unerlaubt entzündeten Lagerfeuer erwärmt. ob man besser eine kurze pause macht zwischen den tanzattacken oder besser durchfeiert. die besten kommentare und beiträge allerdings sind die, bei denen es um
“hilfe ich weiß gar nicht wie ich hinkommen soll”
“fuck, es fängt morgen an und ich hab noch gar keine karte” (*)
“polizeikontrollen auf dem weg zur fusion” und
“wie bekomme ich meine 20 liter bier dort hin, ich habe kein auto”
die schwabbelige masse zwischen good girl rechts und bad boy links erinnert sich daran letztens jahr in ein auto gestiegen zu sein mit zwei menschen so naiv, dass solitär und sudoku sowie ordentlicher rock’n’roll, das einzige war was mich davon abhielt nicht laut zu schreien. ist das die nachfolgende gereration? oder bin ich inzwischen wirklich einfach nur alt geworden und nicht frei und gelassen genug um soetwas zu ertragen.
in der breiten masse geht es soetwas zu ertragen, die dummheit geht eher unter, man spürt sie nur an sich vorbeiziehen, ab und zu hält sie vor einem an und wenn es gut geht hat man die gelegeheit ihr auszuweichen. im einzelnen und dann auch noch in einem gemeinsamen käfig gefangen gibt es kein entkommen.
immer wieder frage ich mich was etwa 60 – 80 TAUSEND menschen jahr für jahr bewegt nach lärz zu pilgern um dort bei wind und wetter auszuharren, seine trommelfelle für die nächsten 12 monate zu ruinieren und die birne mit soviel alkohol und sonstigen substanzen so vollzuballern das auch dies in der regel für die nächsten 12 Monate reichen könnte (vielleich macht ein großteil der gäste wirklich ein jahr pause um sich von allen ausschweifungen zu erholen… weiß mans?). jedes jahr passiert das gleiche, vielleicht in anderer reihenfolge, aber irgendwie das gleiche. saufen, tanzen, flirten, sex, weiter saufen, handy verlieren, zelt nicht mehr finden, bei fremden menschen im camp nebenan morgens aufwachen, die nächste ladung in den spalt im gesicht packen und das ganze von vorne.
versteht mich nicht falsch, ich feier auch gerne, kann aber das ausmaß und die unkontrolliertheit (jaja, ich weiß ich bin ein kontrollfreak) über mehrere tage auf teufel komm raus nicht nachvollziehen. mir erscheint es als würde das grundthema des festivals, die manigfache vielfalt der musik, gnadenlos untergehen. wie oft habe ich von leuten gehört die ihr camp von mehreren dancefloors/bühnen beschallt hatten (= soundclash) und von dort maximal bis zum dixi gekommen sind.
warte, wo war ich stehen geblieben? ja, ich sollte arbeiten. inzwischen bin ich bei soundcloud und facebook hängen geblieben, wobei zweiteres kaum interessantes liefert und ersteres nicht dauerhaft fesselnd ist, hinterher, ja, weil musik runterladen (mal sehen ob ich sie dann auch höre).
schweinehund lässt grüßen, ich sollte ihm einen tritt in den allerwertesten versetzen und mich in Bewegung setzen, um wenigstens einen der oberen punkte erfüllt zu bekommen bevor ich meinen mund weit aufreißen muss, um endlich meinen zahn (nach fast 6 Monaten)reparieren zu lassen.
PS: die ganzen klicker die vom fusions bilder archiv kommen dürfen gerne meinen blog lesen, allerdings will ich die bilder nicht vorenthalten und deshalb hier der link –> fusion impressionen 2004 – 2007
(*) die karten für das festival sind personalisiert, hat man keinen lichbildausweis zum verifizieren des namens auf der karte, so wird der eintritt verwehrt. weiterverkauf der karten ist verboten, wird – soweit möglich – verfolgt und unterbunden, rechtlich gibt es dabei natürlich kaum handhabe. grund für all diese maßnahmen ist der widerrechtliche handel mit gefälschten karten, sowie der übermäßigen anzahl der anreisenden. illegaler zugang über zäune wird – wenn man erwischt wird – mit platzverweis geandet.
Mein Bruder ist nicht gerade der jüngste Bub, doch gestern schrieb er mir: “hey bruderherz, fahre heute abend zur fusion…”
Das klang ein wenig so, als würde er sagen wollen: “hey weißt du bruderlein, hier in Berlin, da gibt es nicht genug partys, electro und stoff… es gibt nur ein paar dicke clubs und girls und boys laufen hier nur am samstag abend bis 5 uhr morgens rum. dann ist ruhe, denn sonntag ist kirche und so… nimm es mir nicht übel, dass ich mich nicht um deine post, die seit wochen bei mir auf dem tisch liegt, kümmere… jetzt ist halt fusion und ich muss los…!”
ich nehme ihm das nicht übel, auch nicht die ganzen kids hier auf den straßen von indien, die mir beim schreiben zuschauen und mich fragen “movie, this is movie”, wenn ich diese bilder aus deinem blog anklicke, die mich selbst an was erinnern: ich war auf jeder fusion so krass verballert, dass ich mich heute noch ganz gut daran erinnern kann, dass ich selbst nicht wegen der musik dort war… sondern wegen den anderen dingen die du so aufgezählt hast. aber handy habe ich nie verloren, da ich keines habe…
naja, irina, danke fürs schreiben, auch wenn dich jetzt die ameisen beißen und die augen von den profilierungsgeilen facebook fotos schmerzen. aber weißt du, was ich merke, wenn ich deinen eintrag lese.
Ich bin neidisch auf meinen Bruder, denn egal wie asso die Fusion sein kann, egal wie viel scheiß Regen da fallen mag und egal wie druff der ein oder andere mit voll gekackten Hosen sein Zelt zu suchen versucht… dieses Zusammentreffer von solch einer Menge Up-and-Down-Multinational guests, in Kombi mit der creme-de-la-creme an Musikern und Artists…
Sind wir doch ehrlich: Wo gibt es solch einen heißen scheiß sonst?
Wir sehen uns 20xx dann beim “übern Tisch saufen”, liebe mono.
Muss zurück ans Rad… auch meine Fusion wartet. Fusioniere demnächst mit meinem Sattel um mal endlich in Nepal anzukommen.
Dir alles Gute nach Asien.
Der Grieche.
Alexandros
zum überm tisch unter den tisch saufen basteln wir uns dann einen eigenen acker, irgendwo auf dieser welt… vielleicht sogar in lärz 😀